shanghai-salzburg-salzburg-shanghai and a life a song a cigarette

ein kurzfristiger österreichausflug eröffnete mir die möglichkeit dem ersatzkonzerttermin von a life a song a cigarette am 23. oktober in der salzburger arge beizuwohnen. der ursprüngliche konzerttermin musste aufgrund erkrankter bandmitglieder vom sänger stephan stanzel alleine bestritten werden. dieser fast schon legendäre auftritt am 21. jänner 2009, welcher für den frontmann der combo in den frühen morgenstunden in der christian doppler klinik endete, und das im österreichischen kontext wohl schwer einen angemessenen vergleich findende zweite album black air, machten trotz meiner sehr limitierten zeit dieses konzert zu einem must-see. die nach dem jänner termin aufgetauchte frage, ob stanzel nur im studio gesanglich zu überzeugen vermag, oder ob er doch auch live im stande ist das publikum mitzureißen, sollte für mich dabei beantwortet werden. der erste versuch ließ leider auch eher auf ersteres schließen.
kurz nach 23:00, für salzburger verhältnisse also eigentlich schon weit nach mitternacht, war es dann soweit; stephan stanzel, begleitet von seiner band und mit starken anleihen an pete doherty ausgestattet, betrat die bühne im roten salon. nach den ersten nummern wurde, zumindest für mich, klar, dass der soloauftritt im jänner in der kategorie ausrutscher zu verorten ist. die gesanglichen und musikalischen unterschiede zwischen den album- und den live-versionen von black air erschienen marginal. für mich überraschend war auch die äußerst aktive performance der musiker, die sich aber sehr harmonisch in die oft dunkle a life a song a cigarette-klangwelt einfügte. Der eher dem segment deprie-rock angehörende sound entpuppte sich in der live performance als über einzelne strecken durchaus tanzbar und spätestens bei den zugaben, bei denen der am boden liegende violoncellist sein instrument mit dem bogen zu zersägen schien, wurde das sonst eher zurückhaltende salzburger publikum aus seinem obligatorischen halbkoma gerissen.
die gut aufeinander abgestimmte songauswahl gepaart mit selbstironischen bemerkungen von stephan stanzel zu seinem letzten konzertversuch in salzburg hinterließen im ausverkauften roten salon die bestätigung: es gibt sehr gute musik aus österreich.
der zweite teil der zugaben, der von stanzel alleine und unplugged inmitten des publikums bestritten wurde, überspannte allerdings den avantgardistischen bogen der salzburger musikinteressierten. der sänger forderte zu musikwünschen auf und versuchte das publikum zum mitsingen zu animieren; gedankt wurde es ihm mit einem konstanten ausdünnen des konzertsaals. manche dinge ändern sich dann wohl doch nicht.

Stephan Stenzel2

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